25.11.2013

Sweet Charity // MILCH + HONIG Designkultur

Foto: © Claudia Klein

Christina John und Rafael Dietzel sind zwei Kommunikationsdesigner, die aus Leidenschaft zur Gestaltung 2009 die Kreativagentur MILCH + HONIG gegründet haben. Zum einen gibt es ihre MILCHprojekte, mit denen sie Unternehmen durch wettbewerbsorientierte Kommunikationskonzepte stärken. Zum Anderen gibt es ihre HONIGprojekte, mit denen die beiden aus gesellschaftlichem Engagement das Leben kreativ versüßen wollen, ganz nach dem Motto: Mit dem Herzen die Welt sehen, damit das Auge sich verliebt.

Zu den HONIGprojekten gehört auch die Initiative "Sweet Charity", die das Ziel hat, öffentliche Aufmerksamkeit auf die Projekte der Hilfsorganisation Bonfaremo e.V. zu lenken. Was es mit "Sweet Charity" auf sich hat, warum dieses Projekt momentan auf allen Designblogs präsent ist und was sich die beiden Designer von der Zukunft erhoffen – das erzählen Sie hier im Interview. Viel Spaß!

Warum wollt ihr euch über eure täglichen Kundenprojekte hinaus sozial engagieren?

Einerseits aus der Motivation heraus, neue Wege der Inspiration zu finden. Andererseits möchten wir Projekte realisieren, wie wir sie machen wollen, frei von Vorgaben und Einschränkungen. Gleichzeitig übernehmen wir die Verantwortung für Dinge, die uns uns wichtig sind.

Design mit Relevanz – das ist es, was uns interessiert. Gutes Design für eine gute Sache – das macht uns Spaß!



Wie seht ihr das: Hat man als Designer eine besondere gesellschaftliche Verantwortung?

Wir denken, wir können die Welt mit Design ein wenig verbessern. Visuelle Akzente werden heute schneller wahrgenommen und gewinnen stetig an Bedeutung. Somit stehen wir mit unserer Profession als Designer in der Verantwortung, Aufmerksamkeit zu generieren und den Fokus auf wichtige Dinge zu lenken. Gerade auch auf Hilfsorganisationen mit wenig Budget. Verantwortung und Engagement ein neues Gesicht geben, das ist unsere Leidenschaft!

Die einfachste Möglichkeit, eine Hilfsorganisation zu unterstützen, ist es zu spenden.
Warum war euch das nicht genug? Warum habt ihr die Aktion "Sweet Charity" ins Leben gerufen? 
 

Eine Spende hilft, um partiell zu unterstützen. Wenn aber viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können sie mehr bewegen und die Welt verbessern. Statt 2000 Euro zu spenden ist es besser, 20 000 Menschen zu erreichen und ihnen von der Vision und Arbeit einer Organisation zu erzählen, also auf eine bewegende Art und Weise Bericht zu erstatten.  
Wieso machen Unternehmen Werbung? Um Aufmerksamkeit zu wecken, den Focus auf ihre Produkte oder Dienstleistungen zu lenken. Warum soll dies nicht auch für Non-profit Organisationen gelten?



"Helfen ist Luxus" – das ist das Motto von "Sweet Charity". Welche Absicht steckt hinter dieser provokanten Aussage?

Wir leben in einer absoluten Wohlstandsgesellschaft, alles haben wir im Überfluss und dafür ist uns kein Cent zu schade. Markenkleidung, Designermöbel, teure Autos, Schmuck etc. Überhaupt in der Position zu sein, anderen helfen zu können ist Luxus. In dieser Überflussgesellschaft, in der alles auf Konsum ausgerichtet ist, in der jeder versucht immer up-to-date zu sein, mobil, schnell und erfolgsorientiert zu agieren, ist materieller Luxus zur Normalität geworden. Der wahre Luxus ist Zeit. Wir wollen, dass sich Menschen für soziale Projekte Zeit nehmen: sich darüber informieren, sich mit den Menschen dahinter beschäftigen, und dann selbstverständlich auch noch etwas spenden.

Welche Aktionen habt ihr bereits umgesetzt und um welche Aktion geht es ganz aktuell?

Wir haben alle bisher realisierten Projekte auf unserer Sweet Charity Webseite aufbereitet, damit jeder sehen kann welche Hilfsprojekte, Schulen oder Kinder wir damit unterstützen wollen. 2012 haben wir über eine Facebook-Aktion Siebdruckkarten mit verschiedenen Motiven zu Weihnachten versteigert, Anfang 2013 die von der Autorin Monika Obermeier verfassten und von uns illustrierten Kurzgeschichten.
Das aktuellste Projekt ist unsere Sweet Charity Edition, zu der rund 30 Kreative aus der ganzen Welt unserer Einladung gefolgt sind, um mit ihren Beiträgen Teil der gemeinnützigen Aktion „Sweet Charity“ zu werden. Die Kreativen, darunter namhafte Gestalter wie u.a. der Illustrator Christoph Niemann, die Grafik Designer Mirko Borsche und Christian Hundertmark, das Kreativ-Duo Poschaukobrüder oder Fotografen wie Markus Burke, Marc Hofer, u.v.m. stellten ihre Arbeiten unentgeltlich für die Aktion zur Verfügung.  
Anfang 2013 wurden diese Arbeiten an Schüler der Msafiri School sowie der King’s Academy in Tansania überreicht. In von uns durchgeführten Workshops haben die Kinder mit eigenen Bildern auf die Werke der Kreativen geantwortet.




Das Ergebnis dieses kreativen Austauschs ist die hochwertig produzierte 80-seitige Künstleredition SWEET CHARITY 2012-2013, die ab sofort online zu bestellen ist.
Der Druck wurde von der Druckerei Aumaier und Gotteswinter gesponsert, das Papier wurde kostenlos vom Feinstpapierhersteller Fedrigoni zur Verfügung gestellt, all die schönen Veredelungen wurden von diversen Unterstützern aus dem Produktionsbereich beigetragen.
Der Erlös kommt der Organisation Bonfaremo e.V. zugute, die damit den Bau bzw. Erhalt von Schulen sowie die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen in Tansania ermöglicht und langfristig sichert.  

Gerade gibt es hier im Übrigen in der aktuellen Ausgabe der NOVUM einen Beitrag dazu.



Den betroffenen Kindern fehlt es an ganz grundlegenden Dingen. Wie erklärt ihr es euch, dass sie sich überspitzt formuliert – etwas Nutzloses wie ein Kunstwerk so freuen können?

Ja genau, den Kindern fehlt es an allem, besonders aber an Aufmerksamkeit, Bildung und Förderung von Fähigkeiten. Künstlerische Kreativität hat in betroffenen Regionen wenig Raum, da es meist einfach ums nackte Überleben geht. Aber alle Kinder haben einen Spieldrang, wollen sich kreativ mitteilen und Feedback bekommen.
Sie erfahren eine ganz besondere Wertschätzung, wenn sie ein persönliches Geschenk wie eine Zeichnung bekommen und ihren Dank visuell als Antwort an den Gestalter richten können.
Wir können uns kaum vorstellen wie es ist, zu den Ärmsten der Welt zu gehören. Ein persönlich gestaltetes Geschenk kann diese Situation aufbrechen, ebenso Grenzen und Berührungsängste überwinden. Ein Bild gibt immer Anregung zu Austausch.
Auf unserer Sweet-Charity-Webseite haben wir dieses Thema aufbereitet, damit jeder sehen kann, welche Projekte, Schulen oder Kinder wir damit unterstützen wollen.

Was kann man tun, wenn man eure Aktion unterstützen möchte?

Allen, die diese Aktion unterstützen möchten, sei die Facebookseite empfohlen: bitte liken, weiterempfehlen und am besten selbst ein Exemplar der Sweet Charity Edition erwerben!  Die limitierten Designprodukte wie aktuell unsere Sweet Charity Edition kann man wunderbar sich selbst oder anderen schenken!



Fotos: © MILCH + HONIG 

Es gibt sicher einige Gestalter, die sich ebenfalls mit ihrem Können für einen guten Zweck engagieren wollen. Wäre ein Zusammenschluss möglich bzw. wie könnte dieser aussehen?

Natürlich, alle sind willkommen uns zu unterstützen und zu kreativem Austausch herzlich eingeladen! Wir freuen uns immer über Feedback und natürlich auch über tolle Ideen oder andere Designprodukte, die wir hier vorstellen und für Hilfsorganisationen vertreiben könnten. Da das Projekt noch ganz neu ist, werden wir erst sehen wie sich alles entwickelt und Ihr gestaltet das mit!

Vielen Dank, Christina und Rafael, für dieses interessante Interview – ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg mit eurer Initiative!

Wer die Sweet Charity Edition gerne bestellen möchte, kann dies hier direkt tun.


21.11.2013

Ein Blick in die Skizzenbücher von … Adrian Schotsch

Streichholzschachtelmännchen im Papst-Outfit und Fische, die in Tische beißen … ja, genau! Die Rede ist von Adrian Schotsch. Heute öffnet der Berliner Illustrator seine Skizzenbücher für uns und überrascht mit allerhand Charakteren, die ebenso skurril wie real wirken. Viel Spaß …






Adrian zeichnet schon seit er denken kann. Bis er 27 Jahre alt war, hat er fast ausschließlich auf lose Zettel gezeichnet, weil Skizzenbücher ihm Angst eingeflößt haben. Das hat sich vor ein paar Jahren aus unerfindlichen Gründen schlagartig geändert: Inzwischen ist das Skizzenbuch sein treuer Begleiter.

Früher konnte Adrian auch nicht an öffentlichen Orten, wie in der Bahn oder im Bus zeichnen. Heute tut er das gerne. "Manchmal fallen mir an den komischsten Orten Sachen ein, die ich auf Papier bringen möchte", erzählt er.

Am Häufigsten zeichnet Adrian im Bett, aber auch in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit oder im Schwimmbad. Die Zeichnerei wirkt beruhigend auf ihn, sie begleitet ihn. Manchmal empfand er sie als Bürde, oft aber als Chance. Erstaunlich finde ich, dass er einem Gespräch zum Beispiel viel besser folgen kann, wenn er währenddessen den Stift über das Papier schwingt: "Manche Freunde oder Menschen, die mich noch nicht so lange kennen, wundern sich, wenn ich ein Skizzenbuch auspacke und einfach während eines Gesprächs loszeichne. Das ist nie unfreundlich gemeint, es muss einfach sein".








Auf die Frage nach seinem Stil antwortet Adrian: "Schwierig. Ein Dozent von mir meinte, er sei "altmeisterlich" – ich glaube, das war ein Lob. Ich würde sagen: karrikaturesk, skurril, lustig, aber auch traurig und detailverliebt". Die Themen, die in seinen Zeichnungen immer wieder auftauchen, sind Alkohol, Männer, dicke Hälse und immer auch gesellschaftliche oder politische Themen.



Fotos: © Adrian Schotsch


Und wenn Adrian nicht zeichnet, dann näht er! Was? Das könnt ihr euch auf seiner Seite www.stanandthepets.com anschauen.

Vielen Dank, Adrian, für den spannenden Einblick in deine Skizzenbücher!

07.11.2013

Spätsommerernte



Zum Ende des Sommers hin liefen mir so viele Farben über den Weg, dass ich gar nicht anders konnte, als sie auf Stoff zu bannen. Die KIA #4 gab den Anstoß und nimmt seinen Lauf …






06.11.2013

Der Oktober in Kürze

Überall geht es in großen Schritten auf Weihnachten zu … überall lauern Jobs, Projekte, To-Do-Listen. Definitiv ein Grund innezuhalten und zurückzuschauen: Zeit für den Monatsrückblick!

Am 2. Oktober wurde in Schwäbisch Hall die Ausstellung "DoeDeMee PLUS: Kinderzeit/Kinderbuch" eröffnet, für die ich ein Plakat zu Michael Endes "Momo" gestaltet habe. Es gab Gelegenheit, durch sämtliche (und teilweise unbekannte) Kinderbücher zu stöbern und die dazugehörigen Plakate der Kollegen/Kolleginnen zu bestaunen. Ein feiner Start!


Links: "Momo" (Michael Ende) von mir, Mitte: "Der 35. Mai" (Erich Kästner ) von Julia Pax
Rechts: "Das kleine Gespenst" (Ottfried Preußler) von ellijot

Ebenfalls in einer Kinderlektüre habe ich die Illustrationen von Lena Schaffer und daraufhin ihre großartige Siebdruckkollektion mit so allerhand fabelhaften Wesen entdeckt. Witzige Wesen schleichen sich auch durch die Skizzenbücher von Mo Freiknecht, die mit ihren Drucken (vertrieben unter dem Namen "Knallbraun") überglücklich macht.

Zurück in Kindertage versetzt, fühlte ich mich auch beim Anblick der filzigen Illustrationen von Jacopo Rosati. Zum Glück hat sich der italienische Illustrator vor ein paar Jahren auf die Suche nach einem einzigartigen Material gemacht, sonst wären wir wohl nie in den Genuss seiner Arbeiten gekommen.

Was für einen Einfluss Farben auf unsere Sehgewohnheiten nehmen können, hat uns das Freitagsfoto von André Britz vor Augen geführt. Stefan Sing und Cristiana Casadio hingegen inszenieren ihr Beziehungsgeflecht auf der Bühne ganz minimalistisch und zurückhaltend in schwarz und weiß. Im Vordergrund stehen ihre Körper und Fingerfertigkeiten, über die sie im Interview als "Fundstück des Monats" gesprochen haben. Inszeniert hat auch Klaus Pichler mit seiner Ananas. Glamourös sieht sie aus, in schillernden Farben vor dunklem Hintergrund. Dabei ist sie eigentlich nur verschimmelt. Ein Projekt des Fotografen, das unsere Nahrungsmittelverschwendung zum Thema hat. One Third – weltweit gehen im Durchschnitt rund ein Drittel der gesamten Lebensmittelproduktion verloren.
Ein trauriges Fazit.

Erfreulicher ist hingegen der Einfallsreichtum von Oktoberschlusslicht Amanda Berglund, die im Zuge ihrer Bewerbung ein großartiges, interaktives Plakate für eine Ausstellung Jean Paul Gaultiers entworfen hat.

Nebenbei gab es einen herrlichen Herbstsommer zu bestaunen, der so einige Farben parat hatte, mit denen man gar nicht rechnen würde. Aber dazu morgen mehr! Auf in den November …